Biographie eines Kampfsportlers

Udo Holtmann 1. Dan Jiu Jitsu
Udo Holtmann 1. Dan Jiu Jitsu

 

Udo Holtmann (68), unser Trainer in der Außenstelle Hamme, ist seit über 50 Jahren aktiver Kampfsportler und das nicht nur im Jiu Jitsu. Udo hat in diesen Jahren unendlich viele Kampfsportler ausgebildet, viele Wettkämpfe bestritten und so manchen Titel errungen.

 

Wir freuen uns einen so erfahrenen Kampfsportler und den wahrscheinlich ältesten aktiven Trainer der Jiu-Jitsu Union NW in unseren Reihen zu haben und baten Udo daher einmal seine persönliche Kampfsportgeschichte für uns aufzuschreiben.

 

Was dabei Interessantes heraus kam, lest ihr in den folgen Zeilen:

Zeitungsartikel - Nachwuchs Boxer Udo Holtmann überzeugt in Bochumer Ruhrland Halle
Zeitungsartikel - Nachwuchs Boxer Udo Holtmann überzeugt in Bochumer Ruhrland Halle

 

Ein persönliches Erlebnis brachte mich dazu, Kampfsport zu erlernen. Im Alter von 15 Jahren, ich spielte damals im VfL Bochum, wurde ich von einem älteren und körperlich kräftigerem Mitspieler gestoßen und beschimpft. Der Grund war, dass ich seiner Meinung nach, als Torwart einer Mannschaft, eine Niederlage verursacht hatte.

 

Dieses Verhalten  empfand ich als äußerst ungerecht. Gleichzeitig fehlten mir aber die körperlichen Mittel um mich, bei eventuell weiteren aggressiven Handlungen, adäquat  zu verteidigen.

 

Ich beschloss deshalb das Boxen zu erlernen und schloss mich dem BSK-Bochum an. Nach einigen Erfolgen, unter anderem 2. Bezirksmeister, hängte ich dann, um eventuell Folgeschäden zu vermeiden, im Alter von 26 Jahren die Boxhandschuhe an den Nagel.

 

Interessant und unbedingt erwähnenswert ist es, dass ich während dieser Zeit in keine aggressiven Handlungen verwickelt wurde. Meistens reichte der Hinweis von Kollegen und später auch Kameraden bei der Bundeswehr: „Pass auf, der ist Boxer.“

Nach meinem Abschied vom Boxsport suchte ich nach neuen Wegen, um dem Kampfsport treu zu bleiben

 

Ich schloss mich deshalb einem Judo-Verein an. Nach zehnjähriger Mitgliedschaft und vielen Kämpfen in der Bezirksliga, waren einige Erfolge bei Einzelmeisterschaften, u.a. der 5. Platz bei der deutschen Meisterschaft der Justiz und die Erreichung des 1. Kyu-Grades zu verzeichnen. Möglicherweise aufgrund des ständigen Werfens und Geworfenwerdens waren erneut gesundheitliche Probleme zu erwarten, sodass ich mich erneut nach einer neuen Kampfsportart umsah.

 

Ich beschloss deshalb Taekwondo ( Koreanisches Karate ) zu erlernen. Nach der  Erreichung des grünen Gürtels gefielen mir aber die sogenannten Katas nicht mehr.

 

Es handelt sich hier um genauestens festgelegte Schrittfolgen, die keinen Raum für eigene Ideen lassen.

 

Ich hörte mich also um und erfuhr von der Kampfsportart Jiu-Jitsu. Nach einigen Trainingseinheiten war mir klar, dass ich hier einerseits die Möglichkeit hatte mich für die Techniken zu entscheiden, die mir persönlich liegen, anderseits hatte ich die Möglichkeiten meine bisher gelernten Sportarten einzubringen.

 

Von da an führte mich mein Weg über verschiedene Jiu-Jitsu Verbände zur Erlangung des 1. Dan.

 

Zwischenzeitlich nahm ich aber weiterhin an Wettkämpfen teil, so zum Beispiel an der German Open´87 im All-Style-Karate, wo ich den 10. Platz erreichte. Der Höhepunkt war aber der 1. Platz bei der Ju-Jitsu Landesmeisterschaft, ebenfalls im November 1987. Hier war ich bereits 40 Jahre alt.

 

Seit fast 25 Jahren bin ich nunmehr Mitglied in der Jiu-Jitsu Union NW.

 

Udo Holtman - Landesmeister Jiu Jitsu 1987
Udo Holtman - Landesmeister Jiu Jitsu 1987

 

Im Sommer 2008 beschäftigte ich mich damit, wie  eine spezielle Kampfsport- und Selbstverteidigungstechnik für Menschen im Alter 50+ und für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen funktionieren kann. Und ist das überhaupt umsetzbar?

 

Als meine Ideen immer konkreter wurde setzte ich mich mit meinem damaligen Schüler Uwe Reichert zusammen, um an dem Konzept zu feilen, die Ideen auszuarbeiten und die speziellen Techniken zu üben.

 

Nach 6 Monaten der intensiven Vorbereitung und Planung stand das Konzept. Jetzt fehlte nur noch der Name. Nach einem kurzen Brainstorming stand fest: „Wir nehmen das japanische Wort für "Senior“ und das war Shiruba.

 

Nun konnte gestartet werden und so fand man sich zum ersten Shiruba-Ryu-Jiu-Jitsu Training am 09. Januar 2009 ein und eine feste Gruppe etablierte sich.

 

Mit viel Spaß und Elan gab ich das Shiruba, wie es sich nun umgangssprachlich nannte, in den folgenden Jahren an meine Schüler, die allesamt die 60 überschritten hatten, weiter.

 

Wie das Leben so spielt, trennten sich dann im Jahre 2012 die (Trainings-)Wege von  mir und meinem langjährigem Assistenten Uwe Reichert, der mittlerweile selbst zu Meisterwürden im Jiu-Jitsu gekommen war. Ein intensiver Kontakt blieb zwischen uns aber immer bestehen.

 

An neuer Wirkungsstätte, im Zen-Ki-Budo e.V,. führte Uwe Reichert dann eine eigene Shiruba-Ryu-Jiu-Jitsu Gruppe ein. Eine damals kleine Idee begann zu wachsen.

 

Als dann noch weitere Vereine auf das Konzept aufmerksam wurden und das Shiruba-Ryu-Jiu-Jitsu in ihren Vereinen einführen wollten, war die Konsequenz für den nächsten Schritt schon vorgegeben. Eine Interessengemeinschaft für "Shirba-Ryu-Jiu-Jitsu“ wurde geboren.

 

In Sachen Interessengemeinschaft bat ich aber darum mich im Hintergrund halten zu dürfen und gab meine Idee vertrauensvoll in die Hände meines ehemaligen Schülers und Freundes Uwe Reichert. Dieser nahm die große Ehre an und entwickelte mit seinem Trainingspartner, Freund und ebenfalls Meister im Jiu-Jitsu, Peter Frank, die Rahmenbedingungen für die Interessengemeinschaft wie Richtlinien und Prüfungsordnung.

 

In der Zwischenzeit ist es meinem Freund Uwe Reichert gelungen, die Idee des Shiruba auch der Jiu-Jitsu Union NW zu vermitteln.

 

Nunmehr ist  Shiruba-Jiu-Jitsu auch als Sportangebot der Jiu-Jitsu Union NW im Bereich „Bewegt älter werden in NRW“ zu finden.

 

Nachdem sich mein alter Verein neu aufstellen wollte, bin ich mittlerweile auch Mitglied und Trainer des von Uwe gegründeten Sportvereins Zen-Ki-Budo e.V und gebe  in einer Außenstelle weiterhin mein Wissen und meine Erfahrung an Schüler, insbesondere im Shiruba, weiter. Erst kürzlich hat eine meiner Schülerinnen im Alter von 62 Jahren die Grüngurtprüfung bestanden.

Shiruba-Jiu-Jitsu - Kampfsport für Ältere
Shiruba-Jiu-Jitsu - Kampfsport für Ältere

 

Ach ja, Wissen. Meine Kurzbiographie soll allen älteren Menschen Mut machen und zeigen, dass auch beim Kampfsport noch viele Erfolge möglich sind. Hier möchte ich insbesondere darauf hinweisen, dass Shiruba im Gegensatz zu dem klassischen Jiu-Jitsu ohne Falltechniken und Würfe auskommt. Ein Punkt auf den ich in vielen Gesprächen angesprochen wurde und der auch meine Idee für eine Neuausrichtung des Jiu-Jitsu für Ältere und Gehandicapte war.

 

Gleichzeitig möchte ich noch auf einen weiteren Punkt aufmerksam zu machen:

 

Bei der heutigen Gefährdungslage ist es sicherlich von Vorteil wenn man weiß, wie man sich in einer Gefahrensituation verhält.

 

Also liebe zukünftige Kampfsportler: Auch wenn ich hier mal Werbung für das Shiruba im Zen-Ki-Budo mache, scheut euch nicht und kommt einfach mal zu einem Probetraining vorbei.

 

Euer Udo

 

 

Eine Kampfsportgeschichte, die ihres Gleichen sucht. Mit so einem erfahrenen Kampfsportler in unseren Reihen ist die Trainingsqualität wohl kaum eine Frage.

 

 

 

Wir freuen uns auf viele weitere Jahre mit Udo zusammen auf der Matte und auch weiterhin von seiner großen Erfahrung lernen zu dürfen.

 

 

 

Eure Kampfkunstschule Zen-Ki-Budo

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Peter Frank (Sonntag, 13 März 2016 16:41)

    Ich kenne unseren Udo am längsten von uns allen, habe aber in dem Bericht neues über Udo erfahren.
    Ein sehr schöner Bericht. :-)